Woche für Kinder aus suchtbelasteten Familien 2022


Endlich war es wieder soweit. Vom 17.10. bis 21.10.22 fand die Woche für Kinder aus suchtbelasteten Familien im Querxenland in Seifhennersdorf statt.

Es reisten 19 Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren an. Vier Eltern begleiteten ihre Kinder. Zum einen, weil ein Teil der Kinder noch unter 6 Jahren alt war und zum anderen, um eine bessere Mutter- bzw. Vater-Kind Bindung zu ermöglichen.



Bea, Ralph, Mirko, Uwe, Anne und Jacqui, überwiegend vom Vorstand des Landesverbandes der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, haben diese Woche organisiert und ihren Urlaub dafür reserviert.

Die Kinder waren alle sehr aufgeregt. Freunde vom letzten Jahr wurden herzlichst begrüßt und es wurde ausgehandelt, wer welches Zimmer bezieht. Alle Kinder hatten im Vorfeld schon den Plan für diese Woche zugeschickt bekommen. Nun waren sie gespannt auf die Aktivitäten zu dem Motto: Kleine Helden – große Abenteuer.



Wir starteten zunächst mit einer Begrüßungsrunde. Jeder nannte seinen Namen, sein Alter und auch was für ein Tier er wäre, wenn er ein Tier wäre. Es war ein bunter Zoo. Polarfuchs, Faultier, Wolf und noch viele, viele andere Tier waren vertreten.

Danach besprachen gemeinsam unter welchen Regeln wir die Woche miteinander verbringen wollen und hefteten diese an eine Wand. So vereinbarten wir auch, dass wir jeden Abend zusammenkommen und über den Tag sprechen. Das haben wir dann auch so gemacht und damit die Möglichkeit gegeben offen gemeinsam über Dinge zu reden.


„Wir jagen durch den Wald“ hieß es dann, laut Plan, nach dem Mittagessen. Die Kinder ahnten schon, dass sich traditionsgemäß, eine Schatzsuche durch den Wald dahinter verbirgt und so war das auch. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns. Die Sonne glitzerte durch den goldgelben Herbstwald.

Die Kinder wurden in 2 Gruppen aufgeteilt, erhielten rote und blaue T-Shirts und liefen gemeinsam durch den Wald. Nun hieß es 12 verschiedenste Aufgaben zu meistern. Tauziehen, Blindführung, Sackhüpfen, Naturquiz usw. alles lustige Aufgaben stellten die Kinder auf die Probe.

Am Ende hatten diese sich den Schatz, Brotdosen von IKEA mit süßem Inhalt, redlich verdient.




Am Abend wurden Körbe geflochten. Einige Erwachsene kannten das aus der Therapie. Es war gar nicht so einfach sich zu erinnern, wie ein Korb geflochten wird.

Der Dienstagmorgen begann mit Frühsport. Alle gaben ihr Bestes.




Nach dem Frühstück wurde Sigrid begrüßt. Sie führt fast jedes Jahr mit den Kindern einen Suchtpräventionsvormittag mit den Kindern durch.

Das ist sehr wichtig, da Kinder von suchtkranken Eltern ein 6fach höheres Risiko haben, ebenfalls in die Suchtfalle zu tappen. Außerdem sollen die Kinder verstehen, was Suchtmittel bewirken und auch wissen, dass sie nicht dafür verantwortlich sind, wenn Mama oder Papa Suchtmittel konsumieren.

Zunächst wurde darüber gesprochen, was  die Kinder über Sucht wissen, was es für Süchte gibt und wo es schon Kontakt zu Suchtmitteln gab.


Danach gestalteten die Kinder in vier Gruppen Plakate zum Thema Sucht und präsentierten und erklärten diese anschließend. Bemerkenswert was da für Wissen ganz toll präsentiert wurde. Danke Sigrid für den informativen Vormittag.

Nach dem Mittagessen fuhr uns ein Bus nach Bautzen. Die jüngeren Kinder besuchten das Kinder Café Bautzen und spielten und tobten dort. Die Großen, ab 10 Jahren, hatten etwas gefährliches vor, Lasertag im Laserland Bautzen. Es machte allen Beteiligten, auch den Erwachsenen, viel Spaß. Am Abend wurden die Körbe und Armbänder weitergebastelt.

Maik Löwen aus Leipzig war inzwischen angekommen. Er hatte für den Mittwochvormittag etwas Besonderes vorbereitet. Maik arbeitet ehrenamtlich beim Blauen Kreuz in Leipzig und er wirkt bei PROTACTICS mit. Dies ist ein Selbstbehauptungstraining für Kinder. Ein paar Einblicke dazu hat er den Kindern am Mittwochvormittag gegeben. Dinge dabei waren u.a. die Erklärung und Probe, dass man mit positiver Motivation besser reagiert, das Körperhaltung wichtig ist und das es sehr oberflächlich ist, Menschen nach materiellen Dinge zu beurteilen.

Er zeigte den Kindern, dass mit entsprechender Handbewegung, laut STOP sagen, eine klare Grenze aufzeigt und dass das gar nicht so schwer ist. Die Kinder setzten alles super um. Sie lauschten auch sehr neugierig, als Maik von sich und seiner Sucht erzählte. Da stand ein Mann vor ihnen, der selbst im Gefängnis war und jetzt einen sehr guten Weg für sich gefunden hat. Er hat eine Frau, Kinder und wirkt aufgeräumt und verständnisvoll. Ein Zeichen an die Kinder, du kannst alles schaffen, wenn du willst. Ganz wichtig für die Kinder war auch, zu erkennen, dass sie wundervoll und wertvoll sind. Den Satz: „Ich bin wertvoll !“ auszusprechen, viel einigen sehr schwer. Die Kinder haben viel gelernt. Danke Maik. Gerade den Kindern aus benachteiligten Familien fehlt es oft an Stärke und Selbstwert. Damit ist die Gefahr im richtigen Moment nicht für sich einzustehen und sich einem Gruppenzwang zu unterziehen bzw. als Mobbingopfer ausgewählt zu werden, sehr stark. Am Ende bekam jeder noch ein Armband von Maik mit der Beschriftung „Du bist wertvoll“ überreicht.

Nach diesem interessanten und anstrengenden Vormittag, hatten sich alle die Fahrt ins Mariba Erlebnisbad Neustadt echt verdient. Dort wurde gerutscht, im Whirlpool gesessen und auf Matten über das Wasser gelaufen. Es war ein Riesenspaß.






Am Abend fand ein Spieleabend statt. Dort wurde das beliebte Schokoladenspiel, Karten, Mensch Ärgere Dich usw. gespielt.

Am Donnerstag starteten wir natürlich wieder mit Frühsport und nach dem Frühstück ging es in Ralphi`s Backstudio. Es wurden verschiedene Kuchen gebacken. So z.Bsp. Kuchen im Waffelbecher und es gab auch eine Einhorn Torte. Es wurde abgemessen, geknetet, verziert und natürlich auch genascht. Den Kuchen gab es dann am Nachmittag, als wir von der Sommerrodelbahn zurück kamen.

Die Sommerrodelbahn besuchten wir am Donnerstagnachmittag. Auch auf der Rodelbahn lachte die Sonne. Die Kinder und Erwachsene sausten gemeinsam den Berg runter. Das war ein Spaß.





Am späten Nachmittag hatten alle dann noch Zeit im Freien zu spielen und sich Gedanken zu machen, wie grusselig denn die Nachtwanderung am Abend werden würde.







19:00 Uhr gings los. Es war schon stockdunkel. Es gab kleine Gruppen. Die Jüngsten nahmen eine andere Runde, als die älteren Kinder. Alle anderen liefen durch den finsteren Wald. Nur die Erwachsenen durften eine Taschenlampe dabei haben. Aus der SHG Oberland Neugersdorf hatten sich drei Geister und eine Hexe bereiterklärt, die Kinder zu erschrecken. Das kreischen der Kinder war weit zu hören. Als diese später mit Knüppelkuchen am Lagerfeuer standen, behaupteten sie natürlich, dass sie keine Angst hatten.

Und dann war es auf einmal schon wieder Freitag. Ein letztes Mal Frühstück, Kofferpacken, Betten abziehen usw.. Vor dem Mittagessen trafen sich alle zu einer Auswertungsrunde.

Die Kinder fanden die Woche toll. Sie haben die Ausflüge genossen und Maik hat einen starken Eindruck hinterlassen.

Die Auswertung war sehr intensiv. Zwei der Mädchen waren auch sehr traurig, dass dies ihre letzte Kinderwoche war und sie sind noch übers Wochenende geblieben und haben am Jugendseminar teilgenommen.

Am Ende gab es für jeden noch ein Geschenk, damit auch zu Hause gebacken werden kann und eine Urkunde.

Nach dem Mittagessen wurden alle abgeholt und zack war die Woche schon wieder vorbei.

Es war eine sonnige, lehrreiche und fröhliche Woche.

Im Namen der Kinder möchten wir uns ganz herzlich bedanken, dass diese Woche möglich ist. Sie gibt den Kindern aus suchtbelasteten Familien Stärke und Halt. Ohne die finanzielle Unterstützung der Krankenkasse, der Spenden aus den Selbsthilfegruppen und Sponsoren von anderer Stelle wäre diese Woche nicht möglich. Herzlichen Dank auch an die IKEA Stiftung für ihre diesjährige finanzielle Unterstützung.

Danke auch an Bea, Anne, Jacqui, Ralph, Mirko und Uwe für die Vorbereitung und die Durchführung in ihrer Freizeit.

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr.

Jacqueline Klieme

Nach oben