Frauenseminar vom 29.10. bis 31.10.2021

Endlich war es wieder so weit. Im Frühjahr konnte das Frauenseminar, Corona bedingt, nicht stattfinden. Umso mehr freuten sich die Teilnehmerinnen jetzt, endlich in gemeinsamer Runde, das Wochenende (29.10. – 31.10.21) miteinander verbringen zu können. Leider gab es krankheitsbedingt mehrere Absagen.

Erwartungsvoll reisten 23 Frauen, plus   Beatrice`Schober und Jacqueline Klieme für die Organisation, im Kiez Querxenland Seifhennersdorf an. Das Thema des diesjährigen Seminars war „Glücklich sein in der Abstinenz“.

 

 

Am Freitagabend fand eine Begrüßungsrunde statt. Mit Hilfe eine Würfels, auf welchem Smileys befestigt waren, konnte darüber gesprochen werden, wie glücklich die Teilnehmerinnen gerade sind. Es fand ein erster reger Austausch statt. Viele Frauen kannten sich aus vergangenen Seminaren und waren sehr interessiert, wie sich die Lebensgeschichten weiterentwickelt hatten. Auch neue Gesichter waren dabei und wurden warmherzig aufgenommen.

Am Samstag freuten sich alle auf Katrin Leithold, Sucht- und Familientherapeutin aus Döbeln und ihre Begleiterin Heidi.







Katrin erklärte und einiges zum Thema Glück. Was bedeutet Glück für den Einzelnen? In sich zu ruhen, Familie, Gesundheit, abstinent zu sein, Dankbarkeit, Arbeit die Spaß macht, kleine Dinge genießen, Zeit zu haben und viele Dinge mehr wurden da genannt. „Glück kommt selten allein“ ist das so? Ja, das ist so. Glück ist eine bewusste Entscheidung. Jeder von uns entscheidet sich, wo er hinschauen möchte. Ist es das Missgeschick was mir letzte Woche passiert ist oder der Herbstwald durch den die Sonne gerade blinzelt. Manche Dinge kommen einfach, wie sie kommen sollen. Egal ob wir es Vorsehung, Schicksal oder Fügung nennen. Es hilft nicht, darüber zu lamentieren und an Vergangenem festzuhalten, es ist wichtig im Hier und Jetzt zu sein und sich da zu entscheiden, was will ich sehen. Schaue ich auf das was toll ist oder auf das was mich runterzieht. Unser Verstand bewertet ständig, unser Gefühl möchte wahrgenommen werden und unser Körper zeigt eine Reaktion.

Es ist auch wichtig durch das Unglück/Problem zu gehen. Als Süchtige haben wir oft negative Dinge nicht durchstehen wollen und haben sie mit Hilfe eines Suchtmittels verdrängt. Das Problem ist ja aber geblieben. Es hat vermeintlich also nur geholfen wieder zu trinken. Am Ende war nicht mehr klar, ob ich wegen des Problems trinke oder ob ich gern Probleme behalte, um das Trinken zu rechtfertigen. Eine Endlosschleife.





Katrin erklärte uns dann noch einen Kreis, siehe Bild. Wir bewegen uns alle in einem sicheren Gewohnheitskreis, da fühlen wir uns sicher. Ab und an verlassen wir diesen, gehen im Kennenlernen von neuen Dinge ein Risiko ein. Wir werden sicher und eventuell wird es sogar eine neue Gewohnheit. Sucht geht ins Überlebensrisiko und wird zur Gewohnheit. So kann man nicht glücklich sein.

Wichtig ist auch sich nicht zu hinterfragen, warum ist mir das passiert, warum immer ich. Es ist viel sinnhafter zu hinterfragen, wofür ist mir das passiert.

Die Aufarbeitung der Suchtgeschichte, hat bei vielen von uns Frauen dazu geführt, dass wir erstmal erkannt haben, dass es uns auch gibt. Dass wir wichtig sind und Entscheidungen treffen dürfen, welche in erster Linie uns glücklich machen.

Abschließend sprachen wir noch über Achtsamkeit. Alles etwas langsamer angehen, genauer hinschauen, genießen. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Glück. Vielen lieben Dank an Katrin für diesen tollen Vormittag, es war ein großes Glück das du da warst.

Da die Sonne schien und der Wind blies ging ein Teil der Frauen mittags spazieren und ließ dabei 2 Drachen steigen. Es wurde geredet und gelacht. Dies ausgelassen, ohne Suchtmittel, genießen zu können, ist ein riesen Glück.



Nach der Mittagspause ging es an die Gruppenarbeit. Es wurden 5 Gruppen gebildet.       

Alle waren sehr aktiv dabei. Es wurde geredet, ein Glücksbarometer ausgefüllt, Glücksgläser gebastelt und alle 5 Gruppen sollten sich überlegen, wie sie: „So sind wir glücklich in der Abstinenz“ darstellen würden. Der Nachmittag verging sehr schnell. Am Abend saßen wir gemütlich zusammen und spielten Name, Stadt, Land in einer lustigen Variante.


Nach einer kleinen Sonntagsandacht in Form eines Liedes ging es am Sonntagvormittag an die Auswertung der Gruppenarbeit.

Wir tanzten Polonäse Blankenese, hatten sehr stille einfühlsame Momente und auch Glückssprüche wurden kundgetan. So unterschiedlich lässt sich Glück darstellen.

Wir sprachen auch darüber, wie wichtig es ist, wertschätzend mit sich selbst umzugehen. Sich nicht selbst zu beschimpfen: „Da hast du dich wieder doof angestellt. Ich bin so bescheuert. Ich seh so fett aus.“, dass sind Sätze, die sagt man zu sich selbst einfach mal so. Warum? Zu jemand anderem würden wir dies nicht äußern. Liebevoll und achtsam mit sich selbst umzugehen ist wichtig.



Wir hatten schon am Samstag festgestellt, dass eine Teilnehmerin, welche sich als ungeduldig bezeichnete, von anderen als energiegeladen und willensstark bezeichnet wurde. Es gilt also auch bei sich selbst: auf die positiven Dinge schauen.

 

Zum Abschluss der Wochenendes hatte Katrin uns noch eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben. Jeder schrieb einen Brief über das Glück in der Abstinenz an sich selbst. Wir sind gespannt, wann wir Post von uns bekommen.

Es war ein tolles Wochenende. Uns ist allen sehr bewußt, dass immer wieder Probleme kommen und gehen werden. Wir wissen, dass es uns nicht hilft in den Alkohol oder ein anderes Suchtmittel zu flüchten. Wichtig ist, auch dann die positiven Dinge wahrzunehmen, wenn grad alle schwierig ist. Nicht vorher abbiegen, dass Problem durchstehen und gestärkt aus der Sache rausgehen, dass ist die Grundlage, um abstinent Glück geniesen zu können.

Danke an alle anwesenden Frauen für das glückliche Wochenende.

Jacqueline Klieme

Nach oben